Leonhardkreis

Oktober 27, 2025

Die Bedeutung der Neutralität für Kleinstaaten in Europa

Mag. Pth. Marie – Christine Giuliani- Sterrer
Abgeordnete zum Nationalrat
Systemische Psychotherapeutin
Coaching & Kommunikation

Vor 70 Jahren wurde das Neutralitätsgesetz vom österreichischen Parlament, dem Nationalrat, verabschiedet. Seither ist die Neutralität ein zentraler Bestandteil des österreichischen Selbstverständnisses. Für einen Großteil der Bevölkerung symbolisiert sie Unabhängigkeit, Frieden und außenpolitische Zurückhaltung.

Die Neutralität wurde damals nach dem Vorbild der Schweiz gestaltet – als Ausdruck des Wunsches, durch Unparteilichkeit Vertrauen zu schaffen, Frieden zu stiften und diplomatische Gespräche zu fördern. Gerade für kleinere Staaten in Europa liegt hierin eine große Stärke: Konflikte zu entschärfen, zwischen Parteien zu vermitteln und durch Dialog zur Stabilität beizutragen.

Doch die veränderte geopolitische Lage führt immer wieder zu neuen Diskussionen über Sinn und Inhalt dieser Neutralität. Leider beginnt man oft erst dann, sich über ihren Wert Gedanken zu machen, wenn die Erinnerungen an Krieg, Leid und Tod zu verblassen beginnen. Wenn wir heute über Frieden sprechen, müssen wir ehrlich sein: Neutralität ist notwendig. Sie kann niemals schaden – sie kann nur von großem Nutzen sein.

Wer die Neutralität infrage stellt, will sie meist abschaffen, um bündnisfähig zu werden – sei es durch einen Beitritt zur NATO oder durch andere Formen der Parteinahme. Doch gerade in einer Zeit, in der sich die Welt wieder in Blöcke teilt und Feindbilder entstehen, ist Neutralität wichtiger denn je.

Die Europäische Union wurde einst als Friedensprojekt gegründet. Heute jedoch rüstet sie sich für den Krieg. Sie finanziert militärische Maßnahmen und nennt das zynischerweise „Europäische Friedensfazilität“. Milliarden Euro fließen in Waffenlieferungen, während viele Menschen in Europa mit Sorgen und Existenzängsten kämpfen. Familien leiden unter Rekordpreisen, Bauern müssen aufgeben, und in Schulen fehlen Lehrerinnen und Lehrer, um Kinder aus unterschiedlichen Kulturen gut zu integrieren.

Die EU spricht zwar ständig von „europäischen Werten“, doch sie handelt immer weniger diplomatisch. Selbst die Kommunikation mit Russland wurde eingestellt, anstatt Wege der Verständigung zu suchen. Wenn man echten Frieden in Europa will, dann führt kein Weg daran vorbei, Russland einzubinden – denn wir leben gemeinsam auf einem Kontinent.

Neutralität ist in diesem Sinne mehr als ein politisches Prinzip – sie ist das moralische Rückgrat Europas. Sie ist Ausdruck von Menschlichkeit, weil sie Leid, Tod und Krieg verhindern will. Sie hält unseren Kontinent menschlich und erinnert uns daran, dass Frieden nur durch Dialog und Verständnis entstehen kann.

Neutralität ist zeitlos. Man muss nicht darüber diskutieren, ob sie „passt“ oder nicht – sie passt immer. Sie steht für Weisheit, für Frieden und für Hoffnung. Gerade Kleinstaaten wie Österreich zeigen, dass Stärke nicht in Waffen liegt, sondern im Mut zur Vermittlung und im Glauben an die Macht des Friedens.

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